Selbstwirksamkeits-Erfahrung, Spiegel-Bestseller, Zuhören · Macht Marke #15
Wenn du nicht aufpasst, kommen wir zu Dir zum Mittagessen - eine Zuhör-Folge
Liebe Marke-Machende,
Lucas Hälfte dieser Newsletter-Ausgabe entsteht in einem Wiener Kaffeehaus, sozusagen einer Fachanstalt fürs ins Gespräch kommen und Zuhören. Hier ein Eindruck:
In Wien war Lucas um im Auftrag seiner Lieblingsmarke Finstral mit Architekten ins Gespräch zu kommen. Und Dirk interviewte vor ein paar Tagen Peter Wagner, der sich Head of Listening nennt, zum Wert des Zuhörens … eine essenzielle Zutat der Markenarbeit, denn Marke lässt sich nicht erfinden, sondern nur herausfinden. Um ihn genau dabei zu unterstützen lud uns ebenfalls diesen Monat ein Münchner Foodstylist, Koch und Fotograf zum Essen. Er tischte auf ‘was der Garten noch hergab’, was uns zu inneren Erntedank-Gebeten verleitete und die Diskussion zur Markenpositionierung als Food-Fluencer (… gibts dafür ein appetitlicheres Wort?) zu einer multi-sensualen Erfahrung machte. Und dann erreichte Lucas per Mail eine Frage von Farina Michelle aus Hamburg. Sie begleitet zur Zeit die Fusion zweier Kirchengemeinden und stößt dort auf schlechte Stimmung in der Organisation. Wie würden wir damit umgehen? (Die Antwort gibt’s unten in dieser Mail).
Wir erzählen das hier, weil all diese Begegnungen und Dialoge erstens sehr toll waren. Weil wir zweitens von dem ein oder anderen hier später noch berichten werden und weil wir drittens sehr gerne auch mit Dir ins Gespräch kommen und zuhören. Du kannst uns einfach dazu einladen. Uns geht es dabei weniger ums gute Essen oder die Gelegenheit nebenbei noch ein Brioche und einen Verlängerten zu bekommen – als ums Gespräch über Marken.
Dirk hat seine Haltung dazu unlängst bei einem Online-Talk bei der Deutschen Gesellschafts für Photographie auf den Punkt gebracht: Veränderung braucht Selbstwirksamkeits-Erfahrung. Wenn du also planst, eine Marke zu bauen, mussst du spüren, dass durch deine Hände Arbeit Veränderung sichtbar wird. Das ist nicht nur die beste Motivation, die wir kennen – es ist in der Logik unseres Buchs auch die Antwort auf die zentrale Frage des markenorientierten Handelns: Und woran merkt man das?
Mit mächtig machbaren Grüßen,
Lucas und Dirk
Dirk sprach die Keynote ‘Aufmerksamkeit im Zeitalter der KI’ beim re:publica Gastspiel auf dem New Fall Festival in Düsseldorf. Und am 30.11. spricht er im Münchner Werksviertel auf der TEDx-München unter dem Motto ‘Start Making Sense’, kommt gerne vorbei. Sinnvollerweise bittet er außerdem um Aufmerksamkeit für die frisch erschienene Hörbuch-Version seines Buchs ”Wie KI Dein Leben besser macht” … ob wir »Macht Marke« auch einsprechen sollten? Was meint ihr?
Während Dirk durchs digitale schwirrt, wandelt Lucas auf tradierten Pfaden: traf Caroline von Kretschmann inmitten der bestaunenswerten unternehmerischen Hochkultur ihres familiengeführten 5-Sterne-Hotels Europäischer Hof in Heidelberg. Veröffentlichte mit seinem sensationellen Team bei Finstral das F_04 – sozusagen die Magazin-gewordene Imagekampagne der Marke. 180 Seiten voll spannender Berichte, Interviews und Bildstrecken aus dem Großraum Architektur sowie tiefer Einblicke in die Welt des Südtiroler Fensterherstellers. Gibt’s hier kostenlos zu bestellen.
Und Lucas durfte das Werden und Vermarkten des Buchs ‘Finanzen ganz einfach’ von Finanztip begleiten. Vor fünf Jahren unterstütze Lucas die gemeinnützige Unternehmung dabei ihr Zukunftsbild zu formulieren (ihr findet es auf Seite 68 in »Macht Marke«). Darin formuliert Finanztip den Anspruch ‘führend auf allen Kanälen’ zu sein. Ganz markenadäquat schoss das Buch bei Erscheinen dann auch direkt auf 🥇 Platz 1 der Sachbuch-Bestsellerliste … oder hat jemand von euch daran gezweifelt, dass unabhängige Finanzbildung solch unbändige Nachfrage auslöst ;-)
Viel Staub aufwirbeln, wenn sie das Logo ändert. Die Einführung des neuen Signets der Stadt Leipzig wurde auf Social Feeds zum Lehrstück für die Frage ‘Wie provoziere ich einen Shit-Storm’. Nach dem sich der Staub etwas legt, bleibt die Frage: Wann muss ein Logo erneuert werden und was darf das kosten? Tja, wenn es darauf mal eine klare Antwort gäbe.
Sicher ist: ein Logo ist nicht die Marke sondern ihre Markierung. Neben dem Logo trifft das auch auf zahlreiche sekundäre Gestaltungsmerkmale zu, an denen die Marke erkennbar wir. Ganz vornehm nennen Marketing-Fifis soetwas das ‘Erscheinungsbild’ … und das auch Städte das ab und an mal renovieren (sollten) ist einerseits wünschenswert aber eigentlich immer strittig, wie Achim Schaffrina detailliert im immer lesenswerten Design Tagebuch schreibt.
Zum renovieren des Logos zitiert Lucas übrigens gern folgende Anekdote: Als Finstral nach umfangreichem Positionierungsprozess sein Erscheinungsbild überarbeitete, machten die beteiligten Gestalter zahlreiche Vorschläge zur Überarbeitung des Logos. Alle moderner, lesbarer, schnittiger als die vorliegende knapp fünf Jahrzehnte alte Version. Und doch entschied man sich man sich einstimmig dagegen, denn:
‘Wenn wir das nach all der strategischen Arbeit, den vielen Optimierungen, justierten Zielen und neuen Vorgaben tun … würde es am Ende immer heißen: Jetzt haben sie monatelang diskutiert wohin die Marke will und am Ende verändern sie halt das Logo.’
Daran arbeiten wie wir gut miteinander ins Gespräch kommen und uns wirklich Zuhören. Für Workshops in großen Gruppen hat Stephan Stockhausen dazu einen hervorragenden Leitfaden mit hilfreichen Tricks und Kniffen in vier Kapiteln mit Frageliste zum Download veröffentlicht.
Der Einstieg: Mehr als Vorstellungsrunden
Der Raum: Der stille Co-Moderator
Die Facilitation: Unsichtbare Architektur
Der Abschluss: Mehr als Feedback
Und hier kommt, wie oben angekündigt, unser Austausch mit Farina Michelle. Sie fragte Lucas:
Ich […] arbeite aktuell mit einem Kunden zusammen, bei dem eine Fusion stattgefunden hat. Genauer gesagt geht es um eine Kirchengemeinde. Langfristig soll ich ein neues Corporate Design für sie gestalten, aber soweit sind wir aktuell noch nicht. In den letzten Wochen habe ich Recherche betrieben und einige Interviews geführt und es wurde vor allem eins klar: Die Stimmung ist (seit der Fusion) schlecht.
Mich würde interessieren, wie du/ihr mit so einer Situation/Stimmung umgehst. Hast du ein paar Tipps für mich?
Und das war seine Antwort:
Wie würde ich da dran gehen: Ich würde mich fragen, woher die schlechte Stimmung wohl kommt? Vermutlich ist es ungefähr so, dass da zwei Organisationen waren, die jede für sich eine recht genaue Idee von ihrer Zukunft hatten (zumindest wirkt es für sie in der Rückschau so). Und dann wurden sie fusioniert, womit klar ist: Zukunft gibt es künftig nur noch gemeinsam, eure alte Idee von der Zukunft ist obsolet … aber ein neues, geteiltes Bild von der gemeinsamen Zukunft ist noch nicht da. Das erzeugt große Unsicherheit und lähmt die Organisation.
Die Leitung der neu zusammengeführten Organisation würde vermutlich gern einen Wandel herbeiführen (nicht zuletzt haben sie Dich dafür mit an Bord geholt). Was müssen sie also tun um den Widerstand gehen den Wandel zu verringern: Sie müssen das Unbehagen abbauen, für ein gemeinsames Zukunftsbild sorgen und konkrete erste Schritte definieren, die dorthin führen. Denn wenn die Menschen in der Organisation Energie für den Wandel empfinden sollen, dann müssen sie darin Sinn erkennen, Hoffnung schöpfen, dass der Wandel auch gelingen kann und befähigt werden daran mitzuwirken … genauer beschrieben ist das im Buch ab S.180 ;-)
Was in solchen Situationen oft noch erschwerend hinzukommt, ist dass die Leitung der zusammengeführten Organisation noch gar nicht einig über den zu gehenden Weg ist und auch keine Dringlichkeit empfindet das zu klären. (Steht im Buch auf S.184 ff). Da kannst Du als externe Beraterin recht gut einwirken, in dem Du die an einen Tisch bringst und Ihnen von Deinen Recherchen berichtest. Dadurch erzeugst Du Dringlichkeit und gibst ihnen gemeinsam die Option zu handeln.
Gute Stimmung kann man nicht verordnen. Aber sie lässt sich gemeinsam herstellen. Mit gemeinsamen Zielen, Vorhaben, Projekten. Wenn sich die verantwortlichen Personen mal gemeinsam die Zeit nehmen würden die Realität ihrer Organisation zu beschreiben, dann würde viel gegenseitiges Verständnis wachsen. Und wenn man sie dann in bunt gemischten Gruppen Ideen für die gemeinsame Zukunft erarbeiten lässt, entstehen genau diese gemeinsamen Vorhaben. Die Darstellung des Prozesses findest Du auf S.85.
*Wie soll ich mich denn melden, wenn ich mit euch sprechen will? Eine sehr gute Frage: unter lucas@machtmarke.info und dirk@machtmarke.info sind wir zu erreichen - und freuen uns auf Eure Anmerkungen!












